Guarbohnenfasern
Andreas H. Buchwald (aus der Frühlingsausgabe 22), Quelle: orthoknowledge.eu
Teilfermentierte Guarbohnenfasern (Guarfasern) sind vollständlg wasserlösliche wie auch vollständig fermentierbare Ballaststoffe von geringer Viskosität, die als Präbiotikum (Nahrung für nützliche Darmbakterien) wirken und zur Darmgesundheit, normalem Stuhlgang und einem ausgeglichenen Immunsystem beitragen.
Die besonderen Vorteile von Guarfasern gegenüber anderen löslichen Ballaststoffen sind:
- stärkere präbiotische Wirkung;
- Wirksamkeit bereits niedrig dosiert (ab 2-6 Gramm pro Tag);
- ausgezeichnete Verträglichkeit;
- keine Beeinträchtigung von Geruch, Farbe, Geschmack und Konsistenz der Lebensmittel und Getränke, denen sie zugesetzt werden;
- ideale Eignung zur Behandlung des Reizdarmsyndroms (RDS).
Aus der Indischen Guarbohne (Cyamopsis tetragonoloba) wird Guaran gewonnen, ein Galaktomannan-Polysaccharid, das aus Mannose und Galaktose aufgebaut ist. Durch den kontrollierten enzymatischen Abbau von Guaran aus dem Pilz Aspergillus niger entsteht teilweise aufgeschlossenes (hydrolysiertes/fermentiertes) Guaran, für das die wissenschaftliche Literatur den Begriff PHGG (Partially Hydrolyzed Guar Gum) verwendet.
Indikationen
PHGG kann eingesetzt werden bei
- intestinaler Dysbiose, Leaky-Gut-Syndrom, niedriggradiger Entzündung;
- Obstipation;
- Diarrhöe;
- Reizdarmsyndrom (RDS);
- SIBO (Small Intestinal Bacterial Overgrowth);
- Kurzdarmsyndrom;
- entzündlicher Darmerkrankung, (ileoanaler) Pouchitis;
- chronischer Nebennierenerkrankung;
- Fruchtbarkeitsstörungen (mit intestinaler Dysbiose) der Frau;
- chronischer Analfissur;
- Überernährung, metabolischem Syndrom, Typ-2-Diabetes
sowie zur Erhaltung der Darmgesundheit und somit zur Vorbeugung chronischer Krankheiten.
Kontraindikationen
Als bisher einzige Kontraindikation ist Koprostase bekannt, eine sehr schwere Verstopfung, bei der eine Masse von trockenem, hartem Stuhl im Dickdarm feststeckt.
Anwendungsempfehlungen
Als allgemeine Dosisempfehlung gilt: 5-10 Gramm Guarfasern pro Tag (Kinder die Hälfte) bis zu maximal 20 Gramm pro Tag;
- bei Obstipation: 5-18 g/Tag;
- bei Diarrhöe: 10-20 g/Tag;
- bei RDS: 5-10 g/Tag;
- bei Überernährung: 2-6 g Guarfasern pro Mahlzeit;
- bei metabolischem Syndrom und Typ-2-Diabetes: 10 g/Tag;
- bei Fruchtbarkeitsstörungen der Frau: 10 g/Tag;
- bei chronischer Analfissur: 10 g/Tag.
Wechselwirkungen
Guarfasern können den Blutzuckerspiegel senken, was Personen, die blutzuckersenkende Medikamente einnehmen, berücksichtigen sollten. Indessen erhöhen Guarfasern die Calcium- und Magnesiumaufnahme, wodurch die intestinale Eisenabsorption bei Eisenmangelanämie speziell während des Wachstums verbessert wird.
Die Kombination aus Rifaximin (1200 mg/Tag über 10 Tage) und Guarfasern (5 g/Tag über 10 Tage) ist bei bakterieller Überwucherung im Dünndarm (SIBO) wirksamer als Rifaximin allein.
Zweimal täglich Guarfasern wirken strahlentherapie-induzierter Diarrhöe und Darmdysbiose bei der Beckenbestrahlung gegen Krebs entgegen (2 Wochen vor und 2 Wochen während der Strahlentherapie).
Bei akuter Diarrhöe erhöht eine Guarfaser-Supplementierung die Wirksamkeit von ORL (Oral Rehydration Solution).
Außerdem schützen Guarfasern vor akuten Leberschäden, die durch Alkohol hervorgerufen werden.
Sicherheit
Man kann Guarfasern kalten wie auch heißen Getränken zusetzen, eventuell auch Speisen. Aufgrund ihrer sehr geringen Viskosität ist es möglich, Guarbohnenfasern auch über Flüssignahrung zuzuführen. Ihre Anwendung ist bei einer Dosis von bis zu 20 g/Tag überaus sicher, da sie schon seit 30 Jahren auf dem Markt sind. Somit können sie über einen langen Zeitraum eingenommen werden, ohne die Aufnahme von anderen Nährstoffen zu beeinträchtigen. Man kann Guarfasern selbst bei einer Dosis von 36 g/Tag als sehr gut verträglich bezeichnen. Weiterhin verursachen sie keinerlei exzessive Gasbildung, die sich in übermäßigen Blähungen oder Völlegefühl äußert. Falls derartige Symptome dennoch zu Beginn einer Guarfaser-Supplementierung auftreten, sollte die Dosis schrittweise erhöht werden.