WEIHRAUCH: Ein neues altes PHYTOTHERAPEUTIKUM
von Romy Steinbrück, Quelle: www.orthoknowledge.eu, in der Frühlingsausgabe 2020
Was ist Weihrauch
Weihrauch (Boswellia) ist ein luftgetrocknetes Harz, das aus dem Boswelliabaum gewonnen wird. Zur Gewinnung des Harzes werden die Stämme und Äste dieser Bäume mit einem speziellen Messer angeritzt. Aus diesen Einschnitten tropft daraufhin das milchig-weiße Harz und trocknet an der Luft zu einer zähen Masse, die einige Monate später eingesammelt wird. Das gewonnene Gummiharz kommt in Form weißlich bestäubter, gelblicher, gelblich-rötlicher oder bräunlicher, unregelmäßiger Stücke oder kleiner Körner in den Handel.
Inhaltsstoffe
Bei Weihrauch handelt es sich um ein Vielstoffgemisch. Das Weihrauchharz besteht aus:
- Harzsäuren (ca. 30 %),
- reine ätherische Öle (5-10 %),
- Schleimstoffen (ca. 15-20 %)
- Neutralbestandteilen (ca. 30 %)
Die Inhaltsstoffe, die im Weihrauchharz enthalten sind, bieten zahlreiche positive Eigenschaften. Die enthaltenen Boswelliasäuren werden mit als die wichtigsten Inhaltsstoffe angesehen. Diese gehören zu den Terpenen, einer in der Natur häufig zu findenden Substanzart. Sie sind Hauptbestandteil der in Pflanzen vorkommenden ätherischen Öle und verfügen über ein entsprechendes Wirkungsspektrum. In der Komplementärmedizin, der Naturheilkunde und der Aromatherapie wird mit Terpenen gearbeitet. Die jahrhundertealte Erfahrung mit Weihrauch als Phytotherapeutikum sowie die Ergebnisse der modernen Weihrauchforschung weisen auf verschiedene poten-tielle Einsatzmöglichkeiten in der medizinischen Praxis.
Moderner Einsatz
In unserer heutigen Zeit wird Weihrauchextrakt potentiell eingesetzt für:
- Hemmung von Gelenkentzündungen
- Hemmung intestinaler Entzündungen
- Unterstützung der Atemwege
- Linderung von Asthma
- Antitumorale Aktivität
- Erhöhung der Schmerzschwelle
- Schutz vor Magengeschwüren
- Bei nichtalkoholischer Leberverfettung
- Antidiabetische Wirkung
- Normales Funktionieren des Magen-Darm-Traktes
- Hemmung von Atherosklerose und Thrombose
Gesundheitsbezogene Angaben bedürfen noch der Genehmigung durch die Europäische Kommission.
Ein altes Naturmittel und heiliges Harz
Die Anwendung von Weihrauch in der Heilkunst ist sehr alt. Die Wirkung des Weihrauchs war schon in der Antike bekannt. Bereits in dreieinhalbtausend Jahre alten Schriften aus Ägypten finden sich Hinweise darauf. Die Ägypter nutzten Weihrauch für den guten Geruch der Luft und für Salben, die chinesische Medizin zur Unterstützung der Atemwege. Die indische Volksmedizin Ayurveda setzt die Extrakte des Weihrauchharzes seit Jahrtausenden ein. In der ayurvedischen Medizin wurde wohl keine Pflanze so genau untersucht wie der Weihrauch. Eine kleine Auswahl der ayurvedischen Anwendungen sind Unterstützung für geschmeidige Gelenke und gesunden Knorpel, normales funktionieren des Magen-Darm-Traktes und der Atemwege.
Traditionell wird Weihrauch für rituelle Zwecke eingesetzt. Der aromatischen Wirkung des Weihrauchdufts kann sich niemand entziehen. Er desinfiziert die Luft und wirkt antiseptisch. Die Aromatherapie nutzt Weihrauch zur Aktivierung der Selbstheilungskräfte. In der Bibel gehört Weihrauch zu den Geschenken, die der Mutter Maria und ihrem neugeborenen Kind dargebracht wurden.
Anwendungsform
Weihrauch für innerliche Anwendung in Form von:
- Kapseln
- Tabletten
- Pulver
- Globuli (Homöopathie)
Weihrauch zur äußeren Anwendung in Form von:
- Reines Weihrauchöl
- Weihrauchbalsam, Creme, Salbe
Literatur
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